Eine Sekunde der Unachtsamkeit, ein Klick zu viel - und ehe man es sich versieht, ist man in den dunklen Abgründen des Internets verloren. Ja, liebe Leserinnen und Leser, genau das ist mir passiert. Ich bin auf eine arglistige Täuschung hereingefallen und habe unfreiwillig meinen Instagram-Account in die Hände eines Hackers gegeben. Ein Phishing-Angriff, wie er im Buche steht, und ich, in dem Glauben, in Sicherheit zu sein, habe die Köder geschluckt.
Ich teile diese Erfahrung, nicht um Mitleid zu erregen oder den digitalen Teufel an die Wand zu malen. Vielmehr geht es mir darum, Bewusstsein zu schaffen und zu zeigen, wie einfach es ist, selbst für diejenigen, die sich als technologisch versiert und vorsichtig betrachten, in eine solche Falle zu geraten.
Es begann mit einer aggressiven Nachricht in der Nacht vom 27. Juni 2023. Die Nachricht sah aus, als käme sie direkt von Instagram. Ich wurde beschuldigt, mit meinen Stories, Reels und Beiträgen Bildrechte verletzt zu haben. Der Hacker forderte mich auf, mein Passwort bekanntzugeben, um meinen Account überprüfen zu können. Gleichzeitig drohte er mir, falls ich dies nicht täte, mit einer Anzeige und der Löschung meines Accounts. Die Sprache, die er wählte, war einwandfrei und der Text wie von einem Rechtsvertreter verfasst. Ich glaubte ihm - leider. Dies war die Eintrittskarte, um sich mein Instagram Leben anzueignen.
Kaum hatte der Hacker Zutritt zu meinem Account, wurde ich schrittweise rausgeschmissen. Ich merkte dies unmittelbar nach der Preisgabe der Logindaten. Da verstand ich, dass ich perfide reingelegt worden war. Währendem der Hacker sich an meinen Account ranmachte, sperrte ich, geistesgegenwärtig, die hinterlegte Kreditkarte. Danach gab ich Instagram per E-Mail bekannt, dass mein Account gehackt worden sei. Instagram reagierte zwar ein paar Momente später und teilte mir mit, dass sie den Fall bearbeiten würde. Danach hörte ich aber (zu) lange nichts mehr von Instagram.
Am anderen Tag schaltete ich einen auf Cyber-Attacken spezialisierten Anwalt ein, mit der Bitte, Instagram aufzufordern, den Hacker aus meinem Account zu eliminieren, was ihm auch nach rund einer Woche und einigen juristisch unmissverständlichen, sich auf meine Geschäftsreputation beziehenden E-Mails gelang.
Was mich gerettet hat? Glück im Unglück! Ich wurde nicht erpresst, und der Hacker veröffentlichte relativ harmlose Posts in meinem Namen. Einige Follower merkten, dass etwas nicht stimmen konnte, und fragten an. So verlor ich glücklicherweise auch nicht so viele Follower.
Wenn der Instagram-Account gehackt wird, können die Gefühle intensiv und überwältigend sein. Ich habe einige emotionale Reaktionen, die ich persönlich in diesen unsicheren Tagen durchlebte, zusammengestellt:
Schock: Der erste Instinkt könnte Unglaube sein. Man kann sich fragen, wie so etwas passieren konnte, besonders wenn man glaubt, alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben.
Verletzlichkeit: Das Bewusstsein, dass jemand unerlaubten Zugang zu privaten Informationen hatte, kann ein starkes Gefühl der Hilflosigkeit und Unsicherheit auslösen. Es ist, als ob ein Fremder in Dein Zuhause eingebrochen ist.
Angst: Angst ist eine häufige Reaktion. Man kann sich Sorgen machen, was der Hacker mit den Informationen und Bildern machen könnte, die er aus dem Account entwendet hat. Diese Angst kann sich auf andere Bereiche des Lebens ausdehnen, wenn man befürchtet, dass der Hacker auch Zugang zu anderen Konten oder persönlichen Informationen haben könnte.
Wut: Es ist natürlich, wütend zu sein, dass jemand in den persönlichen Raum eingedrungen ist und möglicherweise Schaden anrichten könnte. Man könnte sich auch wütend auf sich selbst fühlen, wenn man glaubt, nicht genug getan zu haben, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.
Traurigkeit: Traurigkeit oder sogar Depression können auftreten, besonders wenn der Instagram-Account eine bedeutende Rolle im Leben spielte - sei es als Teil der persönlichen Identität, als kreativer Ausdruck oder als Geschäftsplattform.
Frustration: Es kann sehr frustrierend sein, sich mit den technischen und bürokratischen Prozessen auseinanderzusetzen, um die Kontrolle über den Account wieder zu erlangen. Diese Frustration kann sich verschlimmern, wenn man das Gefühl hat, dass die Situation außerhalb der eigenen Kontrolle liegt.
Scham: Man kann sich schämen oder peinlich berührt fühlen, besonders wenn der Hacker peinliche oder unangemessene Inhalte gepostet hat. Auch das Gefühl, auf eine Betrügerei oder einen Trick hereingefallen zu sein, kann Schamgefühle hervorrufen.
Misstrauen: Ein solcher Vorfall kann Misstrauen gegenüber der digitalen Welt im Allgemeinen hervorrufen. Man könnte sich weniger sicher fühlen, persönliche Informationen online zu teilen, oder man könnte zögern, soziale Medien oder andere Online-Plattformen zu nutzen.
Besorgnis: Abhängig davon, wie stark man sich auf Instagram für berufliche oder persönliche Zwecke verlässt, kann man sich besorgt oder gestresst fühlen über die möglichen Auswirkungen auf das Geschäft, die Karriere oder das soziale Leben.
Hilflosigkeit: Man kann sich hilflos oder überfordert fühlen, besonders wenn man wenig Erfahrung mit Cyber-Sicherheit hat. Es kann schwierig sein, zu wissen, welche Schritte man unternehmen sollte, oder wie man sich in Zukunft besser schützen kann.
Enttäuschung: Wenn der Account eine große Rolle im täglichen Leben spielte, kann seine Kompromittierung ein Gefühl der Enttäuschung hervorrufen. Man könnte das Gefühl haben, dass all die harte Arbeit, die in das Wachsen des Accounts gesteckt wurde, verschwendet wurde.
Entschlossenheit: Nachdem die ersten Wellen der Emotionen abgeklungen sind, kann man sich entschlossen fühlen, die Kontrolle zurückzugewinnen. Dies könnte bedeuten, dass man lernt, wie man seine Online-Sicherheit verbessern kann, oder dass man die notwendigen Schritte unternimmt, um den Account zurückzuerhalten.
Diese Gefühle können sehr stark sein und es ist wichtig, sich Zeit zur Verarbeitung zu nehmen. Es kann auch hilfreich sein, Unterstützung von vertrauenswürdigen Freunden, Familienmitgliedern oder Fachleuten zu suchen. Für mich war es beruhigend, dass ich meine Instagram Agentur im Rücken hatte, die mich nach dem Hacker Angriff mit ersten Tipps versorgte. Am wichtigsten war jedoch mein Anwalt. Mit seiner Haltung und seinen professionellen E-Mails an Instagram spendete er mir Trost und Zuversicht. Es ist wichtig, daran zu denken, dass man nicht allein ist und dass es Ressourcen und Unterstützung gibt, um diese schwierige Situation zu meistern.
Meine Learnings: Es bleibt ein ungutes Gefühl gegenüber den sozialen Plattformen in Bezug auf Sicherheit und persönlicher Integrität; zudem erachte ich es als problematisch, dass ein Tech-Gigant wie Instagram nur an die Masse und an das grosse Geschäft denkt. Einzelne Schicksale sind dem Konzern egal. Ich werde auf jeden Fall in Zukunft vorsichtiger im Netz agieren und misstrauischer sein. Vielleicht war es das, was ich zu lernen hatte? Offensichtlich war ich, wieder einmal mehr, einfach nur zu gutgläubig.