In meinem neuen Blog möchte ich über meine Kunstreise berichten, die mich nach Nordrhein-Westfalen geführt hat. Seit vielen Jahren hegte ich den Wunsch, die dortige Kunstszene etwas besser kennenzulernen. Meine Reise dauert eine Woche, wovon ich fünf Tage für Besichtigungen in Wuppertal, Essen und Düsselforf nutzte.
Tag 1: Donnerstag, 27. Juli 2023
Meine Reise beginnt im industriell geprägten Wuppertal. Die Stadt erlebt gerade eine intensive Gentrifizierung, welche sich Schritt für Schritt im Stadtbild niederschlägt. Hier besuche ich das renommierte van der Heydt Museum. Als Kunsthistorikerin fühle ich mich immer von der vielfältigen Sammlung dieses Museums angezogen. Die Ausstellung präsentiert beeindruckende Gemälde und Skulpturen von Künstlern wie Picasso, Monet, van Gogh. Ein Höhepunkt ist zweifellos die reichhaltige Sammlung von Werken des deutschen Expressionismus, die tiefgreifende Einblicke in die deutsche Kunstgeschichte bietet. Daneben sind Werke von Richard Long und Tony Cragg im Bestand des Museums.
Das Museum bietet Wechselausstellung auf höchstem Niveau. Gesehen habe ich die Ausstellung von Franziska Holstein-Freundschaftsanfrage No. 2. Die Ausstellung wird ergänzt mit Werken der Zürcher Konkreten wie Camille Gräser, Verena Loewensberg und Richard Paul Lohse. Daneben gibt es auch Werke von Josef Albers, Wassily Kandinsky, Paul Klee oder Victor Vasarely zu sehen.
Im Anschluss an den Besuch des Von-der-Heydt-Museums setzte ich mich in das neue Museumscafé; hier lohnt es sich, einen Moment zu verweilen und die Köstlichkeiten des Hauses zu geniessen.
Tag 2: Freitag, 28. Juli 2023
Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg nach Essen, um den berühmten Domschatz zu erkunden. Der Essener Domschatz ist ein Schatzhaus kirchlicher Kunstwerke, die eine faszinierende Geschichte der religiösen Kunst erzählen. Die Schatzkammer beherbergt kostbare Reliquiare, kunstvolle Buchmalerei und liturgische Objekte aus verschiedenen Epochen. Jedes Stück ist ein Zeugnis für die tiefe Religiosität und das künstlerische Können vergangener Zeiten. Hier sind es vor allem die kostbaren Stücke aus der Zeit der Kaiserzeit der Ottonen und Salier. Die hier gezeigten Werke gehören zu den wertvollsten Arbeiten der Goldschmiedekunst des 10. und 11. Jahrhunderts. Die goldene Madonna im Dom ist die älteste vollplastische Marienfigur der Welt und das bedeutendste Kunstwerk im Ruhrgebiet.Im Inneren des Doms gilt mein Augenmerk dem siebenarmigen Leuchter, der romanischen Architektur und der goldenen Madonna.
Nach dem Besuch des Domschatzes mache ich einen kurzen Abstecher zum Folkwang Museum in Essen, das eine beeindruckende Sammlung moderner Kunst beherbergt. Hier tauche ich in die Welt der Avantgarde-Künstler ein und betrachte Meisterwerke von Künstlern wie Edvard Munch und Ernst Ludwig Kirchner. Die Vielfalt der Ausstellung im Folkwang Museum bietet eine inspirierende Perspektive auf die Entwicklungen der Kunst im 20. Jahrhundert. Der Neubau wurde vom bekannten englischen Architekten David Chipperfield errichtet, der auch den Neubau des Kunsthaus Zürich baute.
Tag 3: Samstag, 29. Juli 2023
Nun geht meine Reise weiter in die Landeshauptstadt Düsseldorf, wo ich die Sammlung Nordrhein-Westfalen besuche. Dieses Museum beherbergt eine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Kunstwerke, die von regionalen und internationalen Künstlern geschaffen wurden. Als Kunsthistorikerin ist es für mich besonders interessant zu sehen, wie zeitgenössische Künstler aktuelle soziale und politische Themen in ihren Werken aufgreifen. Die Sammlung Nordrhein-Westfalen zeigt eindrucksvoll, wie Kunst eine Stimme für Veränderung sein kann. Bestaunt habe ich grossformatige Werke von Roy Lichtenstein, Gerhard Richter, Andy Warhol, Max Ernst, Joseph Beuys und anderen Künstlern der klassischen Moderne. Besonders beeindruckt war ich von den Werken von Wassily Kandinsky und Paul Klee.
Nach dem Besuch des Museums spaziere ich durch die berühmte Königsallee, eine der exklusivsten Einkaufsstraßen Europas. Die prachtvollen Geschäfte, die von alten Kastanienbäumen gesäumt sind, bieten eine perfekte Verbindung von Luxus und Kunst. Die exquisite Architektur entlang der Straße vermittelt ein Gefühl von Eleganz und Stil, das für Düsseldorf charakteristisch ist.
Tag 4: Sonntag, 30. Juli 2023
Meine Reise führt mich zurück nach Wuppertal, wo ich den Skulpturenpark Waldfrieden besuche. Der Park wurde von vom britischen Künstler Tony Cragg, der in Wuppertal lebt und arbeitet, ins Leben gerufen. Dieser einzigartige Skulpturenpark verbindet Kunst mit der Schönheit der Natur. Hier finde ich Skulpturen von bedeutenden Künstlern, wie Joan Miro, Georg Baselitz, Richard Deacon, Per Kirkeby, Not Vital, Bernhard Luginbühl, Sean Sculli und natürlich auch von Tony Cragg. Die Installationen verschmelzen nahtlos mit ihrer Umgebung und bieten den Besuchern ein besonderes Erlebnis der Kunst im Freien.
Tag 5: Montag, 31. Juli 2023.
Heute ist mein Geburtstag; ich plane, in Anbetracht des regnerischen Wetters, nur eine Fahrt mit der Wuppertaler Schwebebahn, die seit 1997 unter Denkmalschutz steht. Diese führt mich von Barmen nach Vohwinkel. Wuppertal ist nicht nur eine Stadt, wo die Kunst aufblüht, sondern sie ist auch eine Stadt mit sozialen Spannungen. Am Kaiserplatz in Vohwinkel erlebte ich, was ein «sozialer Brennpunkt» in Deutschland heisst. Hier falle ich aus meinem «Kunsthimmel» auf den harten Boden der Realität zurück und merke, wie privilegiert ich mit meinem Wissen und meiner Kunstgeschichte doch bin.
Bilder der Reise sind zu sehen auf @susanneschroedter (Instagram).